Der Honda Civic 1.0 Turbo
Der Honda Civic war bei jungen Leuten Kult, doch zuletzt gingen die Verkäufe zurück. Die zehnte Generation will mit extrovertiertem Design wieder in die Erfolgsspur. Auf der Suche nach neuen Käufern. Die Karosserie des Honda Civic ist extrem sportlich geschnitten. Ob das die jungen Leute beeindruckt?
Riesige Lufteinlassblenden vorn, gewaltige Auslassblenden hinten, Spoiler am Heck, extreme Formen – der Wagen sieht aus, als hätte er 250 PS unter der Haube. Hat er aber nicht: Dieses Exemplar des neuen Honda Civic wird von einem Dreizylindermotörchen mit 988 Kubikzentimetern Hubraum angetrieben. Ein Sparauto also, das im Bemühen um niedrige Spritverbrauchswerte auf das Konzept „Klein, aber fein” setzt. Nur: Zum optischen Auftritt passt das nicht. Andererseits entwickelt das Aggregat dank seiner Turboaufladung immerhin 129 PS. Das klingt ordentlich. Und der Kraftstoffverbrauch beträgt laut Prospekt lediglich 5,1 Liter Super pro 100 Kilometer.
Sparen und Spas haben – so lautet das Motto der Testversion des Civic. Mal sehen, ob er das Versprechen einlöst.
Wir nehmen Platz hinter dem Lenkrad, schnallen uns fest, drücken auf den Startknopf, legen den ersten Gang ein und geben beherzt Gas: Es fühlt sich tatsächlich gar nicht so schlecht an. Der Fünftürer mit Schrägheck kommt zügig auf Tempo. Der Motor dreht munter hoch, knurrt dabei vernehmlich, fast wohlig. Die Gänge, sechs an der Zahl, lassen sich prima durchwechseln. Unangenehm laut wird die Geräuschkulisse erst in Richtung Drehzahlbegrenzer, der bei 5.500 Umdrehungen Einhalt gebietet. Dort also, wo man sich ohnehin nie lange aufhält.
Die Messwerte indes beweisen: Der Civic 1.0 Turbo ist nicht ganz so schnell, wie er sich anfühlt. Als Sparfuchs entpuppt er sich auch nicht: Im Durchschnitt 6,4, in der Stadt sogar 6,9 Liter Superbenzin ist kein Spitzenwert.
Kräftige Bremsen, gute Sicherheitsausstattung, sorgfältig abgestimmtes Fahrwerk, eine präzise Lenkung sowie die Möglichkeit, Multimedia-Funktionen des Smartphones zu nutzen – das sind die unstreitigen Pluspunkte des Japaners.
Gravierende Schwachpunkte stellen die umständliche Bedienung und die mäßige Rundumsicht dar. Die Zuladung (470 kg) sowie der Platz hinten sind für ein 4,52 Meter langes Auto durchschnittlich. Leider eingespart wurden die „Magic Seats” im Fond des Vorgängers, die ein Hochklappen der Sitzflächen ermöglichten.
Mittelmäßige Technik in so extravagantem Design anzubieten ist allerdings ein gewagtes Experiment. Dabei hatten sich die japanischen Ingenieure und Designer so viel Mühe gegeben, den Civic wieder attraktiv zu machen. Das war aus Sicht der Konzernzentrale auch dringend nötig. Denn beim zurückhaltend auftretenden Vorgänger hatten sich die Verkaufszahlen in Deutschland fast halbiert. Der neue Wurf scheint nun Hondas Versuch zu sein, junge Käufer auf breiter Front zu gewinnen.
Die hatten sich bekanntlich vor allem für den Honda Civic Type R begeistern können. In der neuen, jetzt mittlerweile zehnten Civic-Generation setzt Honda im Type R sogar einen Motor mit 320 PS und 400 Nm ein. Zudem trägt der Type R seine Potenz mit einem noch größeren Heckspoiler sowie einem dreiflutigen Auspuffendrohr zur Schau. Damit zeigt sich der Type R optisch und technisch als konsequentes Nischenprodukt für Sportfans. Warum nur ist Honda beim Vernunftmodell Civic 1.0 Turbo so inkonsequent?
Positiv: Kerniger Motor. Agiles Fahrverhalten. Umfangreiche Sicherheitsausstattung. Gute Multimedia-Ausstattung. Kräftige Bremsen.
Negativ: Mäßige Rundumsicht. Umständliche Bedienung. Relativ hoher Verbrauch.